Nach Halong Bay ist das Mekong Delta wahrscheinlich die Region Vietnams mit den meisten Gruppenreisen und Tours. Die Tours werden überall gepusht, so dass viele denken, es sei unmöglich, das Mekong Delta ohne eine Tour zu bereisen. Es ist aber durchaus machbar, und eigentlich ganz einfach. Hier zeige ich euch, wie wir das gemacht haben: 6 Tage auf Entdeckungsreise im Mekong Delta.
1. Tag: Flug nach Can To & Transfer nach Vinh Long / An Binh Insel
Das Mekong Delta von unserem kleinen ATR Turboprop Flugzeug aus gesehen
Wir kamen von der Insel Phu Quoc (die wirklich einen Besuch wert ist, wenn ihr schon in Vietnam seid!) und unser Ziel war es, Vinh Long noch am selben Tag zu erreichen. Es ist möglich, mit der Fähre von Phu Quoc nach Rach Gia zu fahren und dann mit dem Bus nach Can Tho im Mekong Delta. Wir entschieden uns jedoch, direkt von Phu Quoc nach Can Tho zu fliegen. Das hat uns viel Zeit gespart und kostete nur ein paar Dollar mehr. Am Flughafen von Can Tho sprangen wir in ein Taxi und baten den Fahrer, uns zum Busbahnhof zu fahren.
Er war zwar etwas komisch drauf, fuhr uns aber auf ziemlich direktem weg zur größten Bushaltestelle der Stadt – juhu! Ich empfehle übrigens Vina Sun Taxis oder, wenn diese nicht verfügbar sind, Mai Linh Taxis. Sie sind beide ein wenig teurer als die meisten anderen Taxis, sind aber meistens zuverlässig und ehrlich. Wenn ich keinen vom Hotel empfohlenen Taxifahrer habe, wähle ich daher wann immer möglich diese beiden Taxi-Unternehmen.
An der Bushaltestelle von Can Tho ging ich in das nächstbeste Ticketbüro um nach Bussen Richtung Vinh Long zu fragen. Ich musste mich ein paar Mal durchfragen, bis ich schließlich ein Busunternehmen fand, das einen Bus in diese Richtung hatte und uns anbot, uns bis dahin mitzunehmen.
Der Bus fuhr nur fünf Minuten später ab, also blieb nicht viel Zeit zum überlegen – wir haben unsere Koffer geschnappt und sind zum Bussteig. Zu unserer Überraschung wurden wir zu einem Nachtbus mit Schlafsesseln geschickt. Bequem für mich, da ich ungefähr so groß wie die Durchschnitts-Vietnamesin bin. Mein Partner dagegen konnte sich kaum in seinen Sitz zwängen – tja! Manchmal hat es halt doch Vorteile, “travel sized” zu sein.
Die Busfahrt dauerte nur eine knappe Stunde, und schon wurden wir außerhalb von Vinh Long an einer Tankstelle an einer großen Zufahrtsstraße abgesetzt. Hier gab es jedoch leider nut Motorradtaxis, die wir vermeiden wollten, da wir unsere großen Reisetaschen dabeihatten. Einer der Motorradfahrer war aber super nett und organisierte uns ein großes Taxi.
Manchmal bringt klein sein auch Vorteile mit sich… ich passe in Vietnamesische Nachtbusse… was für Europäer eher unüblich ist!
Wir baten unseren Taxifahrer, uns am Fährterminal abzusetzen, da wir einen Homestay-Aufenthalt auf An Binh gebucht hatten, einer kleinen Insel im Mekong. Bereits beim aussteigen kam ein Familienmitglied unseres Homestays auf uns zu und stellte sicher, dass wir die richtige Fähre nahmen und informierte uns, dass sein Bruder uns auf der anderen Seite empfangen würde. Das hat mich richtig beeindruckt, denn wir hatten die Familie nicht über unsere Ankunftszeit informiert (wir hatten ja selbst keine Ahnung…)
Fährfahrten in Vietnam sind immer ein Spaß, aber so kurz vor Tet, dem vietnamesischen Neujahr, war es besonders unterhaltsam. Tet ist Einkaufszeit, wie bei uns kurz vor Weihnachten, und die Einheimischen hier scheinen so gut wie alles auf dem Motorrad zu transportieren.
Auf der Fähre. Es dauert nur ein paar Minuten, den Fluss zu überqueren.
Schaut euch den Kindersitz mal genauer an! Das war übrigens kein Einzelfall, sondern Standard-Ausstattung für “Familienroller”.
Wie versprochen wurden wir auf der anderen Seite von unserem Homestay abgeholt. Hier konnten wir ein Motorradtaxi nicht vermeiden, weil auf die engen Straßen/Pfade auf An Binh keine Autos passen – hier gibt es nur Motorräder und Fahrräder.
Auch wenn mein verängstigter Gesichtsausdruck anderes vermuten lässt, war die Fahrt zum Homestay angenehm und lustig.
Insgesamt war die Anreise relativ einfach, trotz mehrerer Umstiege.
Tag 2 – 3: Auf Entdeckungsreise auf An Binh, in Vinh Long und auf einem schwimmenden Markt
Übernachtung auf An Binh / Vinh Long
Unser Bungalow in einem üppigen Garten mit Hängematten vorn und einem Open-Air-Badezimmer mit Dusche auf der linken Seite
Wir wollten im Mekong Delta unbedingt das “Homestay” Konzept ausprobieren, bei dem man bei einer Familie übernachtet. Die Ortswahl fiel auf Vinh Long, weil es dort mehrere Homestays mit guten Bewertungen gibt. Wir waren im Ngoc Phuong Homestay, wo wir einen eigenen Bungalow mit Open-Air-Bad und Klimaanlage hatten.
Der Bungalow war sehr einfach eingerichtet, aber er war sauber. Die Highlights waren die täglichen Abendessen: frische, hausgemachte vietnamesische Gerichte in großzügigen Portionen.
Knusprig gebratener Fisch frisch aus dem Mekong, den wir mit frischen Kräutern und Gemüse in Reispapier wickelten und als Frühlingsrollen mit Chili-Dip als Vorspeise aßen.
Insgesamt fühlte sich das Ngoc Phuong Homestay eher wie eine Jugendherberge an, nicht wie ein Homestay / Familienaufenthalt. Es gab nur wenig Interaktion mit der Familie und es war wie eine Jugendherberge organisiert. Wir haben unseren Aufenthalt dort dennoch genossen und würden die Unterkunft weiterempfehlen.
An Binh mit dem Fahrrad entdecken
Fahrradtour im Mekong Delta auf vietnamesischem Stil
Unser Homestay stellte uns kostenlos Fahrräder zur Verfügung, also suchten wir uns zwei halbwegs fahrtüchtige Drahtesel und fuhren einen halben Tag lang quer über die An Binh. Die Straßen auf der Insel sind größtenteils sehr schmale Pfade, es gibt hier keine Autos, sondern nur Fahrräder und Motorräder / Roller. Es hat Spaß gemacht, die Insel auf eigene Faust zu entdecken, und ich fühlte mich ein bisschen vietnamesisch mit meinem Fahrrad und dem ikonischen vietnamesischen Hut. Auf unserem Weg stolperten wir unter anderem über einen Hahnenkampf. Es war interessant, zu sehen, wie das ganze Dorf Wetten abschloss und verhandelte. Glücklicherweise ging das ganze glimpflich aus: Einer der Hähne lief davon, und so wurde niemand verletzt!
Der Markt von Vinh Long
Am Nachmittag nahmen wir die Fähre zurück zum Festland und besuchten den Markt von Vinh Long. Dort setzten wir uns an einen Nudelstand, bestellten Mittagessen, und beobachteten das Geschehen um uns herum, während wir mehrere Smoothies tranken. Ich liebe es, auf asiatischen Märkten und in Garküchen zu essen, und der Markt in Vinh Long war klasse, ein authentischer lokaler Markt, keine Touristenfalle. Wir waren an dem Tag die einzigen Touristen dort.
Englisch sprach hier niemand, wir vertrauten auf internationale Gebärdensprache (mit Hand und Fuß geht’s irgendwie immer…) und bestellten eine große Schüssel Nudeln mit Hackbällchen, knusprigen Frühlingsrollen und ein paar Toppings. Auf dem Heimweg nahmen wir noch eine große Tüte frisches Obst mit und freuten uns über frische Aloe Vera Blätter, die wir kauften um unsere vielen Mückenstiche und Sandflohbisse von Phu Quoc zu behandeln.
Die Verkäufer auf dem Markt von Vinh Long. Ein wirklich empfehlenswerter Markt, sehr lokal und real, keine Touristenfalle. Es gibt einen großen Bereich in der Mitte des Marktes mit Garküchen, wo es Suppen, Nudeln, Banh Mi und Smoothies im Angebot gibt. Meine Empfehlung fürs Mittagessen in Vinh Long!
Mein vietnamesisches Mittagessen: Bun Nem Nuong, Reisnudeln mit aromatischen Schweinefleischbällchen mit Zitronengras, knusprig gebratenen Frühlingsrollen, eingelegtem Gemüse und frischen Kräutern. Sehr lecker!
Mekong Delta Bootstour & Besuch der schwimmenden Märkte
Ich hasse es früh aufstehen, aber für einen Sonnenaufgang wie diesen lohnt es sich.
Da es überraschend teuer ist, ein privates Boot zu mieten, haben wir das Angebot unseres Homestays angenommen, auf deren organisierter Bootstour am nächsten Morgen mitzugehen. Wir mussten um 05.30 Uhr aufstehen, um vor Sonnenaufgang auf dem Boot zu sein. Es hat sich aber gelohnt! Wir hatten ein kleines Boot mit einer Gruppe von 8 Personen plus Reiseführer und Kapitän. Unsere Tour führte uns zu Obstplantagen, Imkereibetrieben, und zur Freude aller Mitreisenden, in eine Süßigkeitenfabrik, die großzügige Probierteller ausgab. Wir fuhren auch durch den schwimmenden Markt von Cai Be und stiegen um auf kleine Ruderboote, um einen Mangrovenwald zu besuchen.
Die Tour war nicht mega spannend (nichts geht über unsere Motorrad-Tour durch das vietnamesischen Hochland), aber es war auf jeden Fall interessant und eine nette Art, einen Vormittag zu verbringen. Wir haben Orte entdeckt, die wir alleine möglicherweise nicht gefunden hätten und haben außerdem jede Menge Kokos-und Sesam-Süßigkeiten gegessen.
Am Nachmittag gingen wir zurück zum Markt für einen Spaziergang und um ein paar Essens-Stände zu testen, die wir am Tag davor nicht mehr geschafft hatten. Danach gingen wir zurück zu unserem Homestay für eine wohlverdiente Siesta in den Hängematten vor unserem Bungalow.
Auf dem Weg zum schwimmenden Markt in Cai Be
Auf unserer Mekong Delta Bootstour: Getrocknete Garnelen auf dem Weg zum schwimmenden Markt
So macht man eine Mekong Delta Bootstour richtig: Ein kleines Boot mit einer Hängematte auf Deck. Zum ausruhen zwischen schwimmenden Märkten und Süßigkeiten-Fabriken
Das Mekong Delta in Vietnam ist berühmt für seine Süßigkeiten, vor allem wegen der vielen Kokosnüsse, die hier wachsen und zu Süßigkeiten verarbeitet werden. Diese Männer schnitten Kokosnussbonbons, von denen wir anschließend einen guten Teil vernaschten!
Demnächst: Teil 2 unserer Mekong Delta Tour – von Vinh Long geht es weiter nach Ben Tre und mit dem Motorrad aufs Land!
Hallo,
schöner Bericht, genau so etwas habe ich im März vor, allerdings komme ich dann mit dem Schnellboot von Kambodscha über Chau Doc und ich will anschließend nach Phu Quoc. Etwas erschreckt hat mich die Bemerkung zu den Sandflöhen und Moskitos dort, muss ja dann echt heftig gewesen sein, und mich lieben die Moskitos :-(. Ich wollte 3 in Cai Be Tage bleiben, 1xFloating Market, 1xFahrradtour und 1xFaulenzen und nur ein wenig Spazieren gehen (wie den Markt). Unklar ist mir im Moment noch, wie ich von Can Tho nach Cai Be komme, aber auch da sollte es ja einen Bus (zur Not Taxi) geben.
Grüße, Rainer